Druckversion: Lieb & teuer: Kunstobjekte auf dem Prüfstand - Quelle: http://www.ndr.de/tv/liebundteuerindex.html

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23.04.04 18:15

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Hier erfahren Sie, welches Museum in Ihrer Nähe über eine "Kunstsprechstunde" verfügt. In den Sprechstunden geben Experten weiterführende Informationen zu Gemälden oder Antiquitäten.

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Antikes Holz-Schränkchen
Teure Möbel und Sammlerstücke brauchen nicht nur das richtige Raumklima, sondern auch eine besonders vorsichtige Pflege. Butler Timothy Moores gibt bei Das! ab 4 wertvolle Tipps.

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Informationen über das Freilichtmuseum und eine Anfahrtsskizze nach Molfsee.



Kunstobjekte auf dem Prüfstand

Hochzeits-Stuhl, Messing-Laterne, Porzellan-Figur und verschiedene Bilder: Susanne Reimann präsentiert Sammelstücke von Zuschauern. Und Kunstexperten erklären, was diese wert sind.

Barocke Porzellan-Büste
Porzellan-Büste
Diese Porzellanbüste wurde in der Manufaktur Nymphenburg etwa um 1880/1900 hergestellt. Der Modelleur war Konrad Linck, der allerdings für seine Arbeiten für die Manufaktur Frankenthal berühmt war. Daher finden wir auf der Büste die Fabrikationsmarke eines steigenden Löwen. Ursprünglich aus dem Kurpfälzischen Wappen entnommen, ist sie die eigentliche Marke der Manufaktur Frankenthal. Die Manufaktur Frankenthal (1755 gegründet) wurde 1762 durch den Kurfürsten Karl Theoder von der Pfalz erworben und erlebte bis Ende 1790 ihre Blütezeit. Hauptverantwortlich hierfür war der Bildhauer und Modelleur Konrad Linck (tätig 1762 bis 1780). Nach zweimaliger französischer Besatzung und wechselnden Besitzverhältnissen erfolgte 1800 die Schließung der Manufaktur.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts formte die Porzellanmanufaktur Nymphenburg Frankenthaler Porzellan nach, entweder durch Abgüsse oder nach noch vorhandenen Originalformen. Für diese Frankenthal-Modelle benutzte man auch die Frankenthal-Marke. Ab 1918 wurde unter die Löwenmarke auch noch die komplette Jahreszahl gesetzt. Die vorliegende Büste stellt den Kurfürsten von der Pfalz, Karl Theodor, dar und ist eine Kopie der Originalbüste, die im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg steht. Die Höhe der hier vorliegenden Nymphenburger Produktion beträgt 48 Zentimeter. Die Figur ist aus schlichtem glasiertem Weißporzellan gefertigt und. Wert: circa 1.800 bis 2.000 Euro.

Hochzeits-Stuhl
Hochzeitsstuhl
Dieser Altländer Hochzeitsstuhl ist datiert auf 1873. Er stammt aus der Norddeutschen Elbregion (Altes Land). Der Armlehnstuhl ist aus Buche und Esche, dunkel gebeizt. Der Lacküberzug ist neuzeitlich. Das Rückenbrett ist geschnitzt mit flachem Floralrelief in barockisierender Rocaillemanier. In einem Namensoval ist der Name "Johann v. Beck 1873" verewigt. Diese so genannten Hochzeits-Stühle haben in ländlichen Gebieten, insbesondere auch in der Norddeutschen Elbregion, eine lange Tradition. Hier wurden in der Rückenlehne die Namen von Bräutigam und Braut sowie das Hochzeitsdatum eingeschnitzt. Diese Stühle wurden meistens von dem jungen Paar selbst in Auftrag gegeben. Reichtum und gesellschaftliche Stellung der Eheleute spiegelt sich in der Ausführung der Stühle wider. Der hier vorgestellte Stuhl hat sein Vorbild im 18. Jahrhundert. Das barocke Namensschild wurde unverändert übernommen.

Zwei Kinderbilder
Zwei Kinderbilder
Die beiden Gemälde sind in Öl auf Leinwand gemalt und in Frankreich oder Belgien um 1860/1870 entstanden. Sie sind als Pendants angelegt und zeigen zwei einander zugewandte Mädchen bei der Handarbeit. Sie verkörpern treffend den Zeitgeist, der eine idealisierende Darstellung nutzte, um junge Mädchen an das klassische Rollenverständnis der Frau heranzuführen, sittsam mit Handarbeiten ihre Zeit zu verbringen. Gezeigt wird die heile Welt, die Idylle voller Liebreiz und Unschuld. Beide Werke sind in einer perfekt akademischen Malweise ausgeführt. Sie tragen keine Signatur. Größe mit Rahmen jeweils: 92 Zentimeter hoch und 83 Zentimeter breit.

Empire-Silber-Jardiniere
Empire-Silber-Jardiniere
Die kleine Silber-Jardiniere stammt aus Deutschland, wahrscheinlich aus Posen aus der Zeit um 1880/1900. Sie trägt die Silberpunze 800 mit Halbmond und Krone. Dies ist die einheitliche Silberpunzierung seit der Reichsgründung 1871. Eine weitere Punzierung "Posen P“ steht für die Stadt Posen und das P für den Silberschmied, der nicht näher bekannt ist. Die Jardiniere ist eine exklusive Tafeldekoration im Neo-Empire-Stil. Der Schalenkorpus wird von zwei Putten auf dem Kopf getragen. Das Ganze ruht auf einem flachen Deckelsockel mit vier Löwentatzen. Zwei geflügelte Amorknaben tragen Köcher mit Leibespfeilen. Der ovale Schalenkorpus ist mit plastischer Girlanden-Ornamentik verziert. Im Korpus befindet sich ein versilberter, geschlossener Einsatz, was für die Verwendung als Jardiniere oder Obstschale spricht.

Messing-Laterne
Messing-Laterne in Buchform
Die ungewöhnliche Handleuchte aus Messingblech könnte friesischen oder auch holländischen Ursprungs sein. Sie wurde wahrscheinlich um 1860/80 gefertigt. Das dünne getriebene Messingblech ist in Form eins Buches gestaltet. Die Handleuchte ist 15 Zentimeter hoch, 11 Zentimeter breit und 2 Zentimeter tief. Dieses "Buch“ ist als Dreiecks-Laterne aufklappbar. Die "Buchdeckel“ werden zu Seitenwänden, die verglaste Vorderfront wird ausgeklappt, ebenso der Boden mit eine kleinen Kerzentülle und die zwecks Luftzufuhr ornamental durchbrochene Decke. Ebenfall herausklappbar ist der schlichte schmale Tragegriff am "Buchrücken“. Laternen waren über viele Jahrhunderte Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs. Eine zusammenklappbare Handleuchte wie diese war praktisch und wurde bestimmt auch schon früher als dekorativ und kurios betrachtet. Wert: circa 350 Euro.

Porzellan-Puppenfigur
Porzellan-Puppenfigur
Es handelt sich um ein rotbäckiges, sitzendes Mädchen aus Biskuit-Porzellan. Höhe: 11 Zentimeter; Breite: 10 Zentimeter; Tiefe: 5,5 Zentimeter. Das fröhliche Kind stammt aus der Manufaktur der Gebrüder Heubach aus Lichte in Thüringen und ist um 1900 entstanden. Die Manufaktur produzierte anfänglich Gebrauchsgeschirr. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und um 1900 wurden dort vermehrt Spielwaren und Kleinartikel wie "Nippes“-Porzellan hergestellt. Um 1910 war die Manufaktur Heubach mit 500 Mitarbeitern eine der größten Puppen- und Puppenkopf-Hersteller in Thüringen. Parallel dazu entwickelte die Manufaktur auch eine Kunstabteilung von hoher Qualität und errang 1900 eine Silbermedaille auf der Pariser Weltausstellung und 1919 eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in Brüssel. Die vorgestellt Kinderfigur ist aus serieller Großfertigung und auch als "Nippes“ bekannt, hat dennoch Charme und Liebreiz und ist bei Sammlern begehrt.

Gemälde "Castell Toscana“
Gemälde
Das Gemälde stellt eine in warmen Farben gehaltene toskanische Landschaft dar. Die Aquarellfarben wurden auf Pappe aufgetragen. Die Umriss-Zeichnungen sind als Skizzenvorgaben zu erkennen. Die Größe des Gemäldes beträgt 37,5 mal 27,5 Zentimeter. Das Aquarell ist hinter Glas gerahmt. Der Rahmen im Neo-Barock-Stil stammt aus der Zeit um 1900. Die Signatur ist rechts unten zu finden und lautet "A. Lutteroth“. Links unten finden wir die Bildunterschrift "Castell Toscana“.

Lassen Sie Ihre Antiquitäten schätzen
Möchten sie auch einmal ein altes Erbstück oder einen originellen Flohmarktfund von unseren Experten in der Sendung begutachten lassen? Am 2. Mai 2004 gibt der NDR Ihnen die Gelegenheit, ein Gemälde, den silbernen Tafelaufsatz oder irgendein anderes Objekt unseren Kunstexperten vorzustellen. Die Experten werden eine erste Expertise abgeben und die interessantesten Stücke für eine unserer nächsten Sendungen auswählen, zu der wir Sie dann einladen.

Unsere Experten sind für Sie da am:
2. Mai 2004 von 10.00 bis 18.00 Uhr
Adresse:
Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum
Hamburger Landstraße 97
24113 Molfsee (bei Kiel)

Um längere Wartezeiten zu vermeiden, melden Sie sich bitte zur Kunstsprechstunde an. Termine vergibt die Hotline (018 05) 11 77 97 (12 Cent/Minute). Sie ist ab 16. April geschaltet.


 
 
 
Sendetermin
freitags um 18.15 Uhr



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26.04.04 - 11:44

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