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Quelle: Mittwoch, 17. Dezember 2008 (18:55) Copyright 2000 bis 2009 moz.de Märkisches Verlags- und Druckhaus GmbH & Co. KG

Werbellinsee in Nöten

Schorfheide (MOZ) Ein Grünordnungsplan der Gemeinde Schorfheide und des Amtes Joachimsthal soll auf und um den Werbellinsee für geordnete Verhältnisse sorgen. So müsste dringend der Bau von Steganlagen geregelt sowie Zonen mit verschiedenen Nutzungsarten festgelegt werden. Das Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin will sich in diese Planungen einbringen, arbeitet selbst aber an einem neuen Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für den Werbellinsee.

Von Hans Still

Geredet wurde schon viel, doch die Taten halten seit Jahren nicht Schritt. "Wir haben seit 1997 einen Pflege- und Entwicklungsplan für den Werbellinsee, aber die darin verankerten Empfehlungen sind nur teilweise umgesetzt worden", fasst Constanze Knape ihren Eindruck zusammen. Die Leiterin des Biospärenreservates Schorfheide-Chorin hat für den 786 Hektar großen See "Alarmstufe Rot" ausgemacht. "Die Defizite von heute sind identisch mit den Forderungen von 1997", begründet sie.

So fordert sie Zonen, um die Nutzung des Sees zu ordnen. Der Tourismus spielt bereits in den Gemeinden Altenhof und Eichhorst eine große Rolle, Campingplätze, diverse Badestellen, Anlegestellen und die Möglichkeiten eines großen Wasserreviers locken in jeder Saison tausende Gäste an. Neben diesen Zonen mit touristischer Grundfunktion soll es Zonen mit extensiver Erholungsnutzung und natürlich Naturschutzzonen geben, in denen sich Fauna und Flora ungestört entwickeln können. Diese Zone sollte für alle Seenutzer durch Tonnen sichtbar abgegrenzt werden.

Große Probleme bereitet der Biosphäre die Schleuse Eichhorst, die derzeit noch individuell von den Bootsführern bedient wird. "Der Werbellinsee gehört als eiszeitlicher Rinnensee zu den Klarwasserseen, mit jeder Schleusung geht das Wasser über den Werbellinkanal in den Oder-Havel-Kanal und verlässt damit die Region", bedauert Knape.

Abhilfe könnte ein Schleusenwärter schaffen, der als Betreiber einer touristischen Informationsstelle die Schleuse quasi nebenbei bedient. Ohnehin sieht die Biosphären-Chefin Grenzen bei der Seenutzung durch Segler und Motorboote. 1300 Boote und damit zwei pro Hektar nutzbare Wasserfläche wurden schon 1997 festgeschrieben. Wie viele Boote heute auf dem See schippern, weiß im Biospärenreservat allerdings niemand. "Wir wissen auch nicht, wie viele Bootsliegeplätze es gibt. Bei Anträgen zum Bau von Stegen müssen wir zwar angehört werden, aber welche Bescheide der Kreis schlussendlich verschickt, erfahren wir nur selten", so Knape.

Ohnehin wäre aus Sicht der Biosphäre ein Verbot von Motorbooten erstrebenswert. Aber da der Werbellinsee zu den Bundeswasserstraßen zählt, wäre die Umwidmung wohl kein einfacher Weg, hat Knape bereits erfahren. Aus diesem Grund begrüßt die Leiterin des Biosphärenreservates die Initiative von Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt (CDU), der mit einer Werbellinsee-Konferenz den Impuls gab, sich des Werbellinsees ernsthaft anzunehmen. In Aussicht stellte Bockhardt eine Förderung des Kreises, um die Planungen der Gemeinde Schorfheide und des Amtes Joachimsthal zusammenzuführen. 100 00 Euro könnten für diesen Grünordnungsplan bereitgestellt werden, vorausgesetzt, die Partner einigen sich. "Wir sind auf einem gutem Weg", versicherte nun gestern Manuela Brandt, Bauamtsleiterin in Schorfheide. So wollen noch in diesem Jahr beide Verwaltungen einen Antrag stellen, um sich die Gelder für 2009 zu sichern. Längere Zeit habe laut Brandt die Abstimmung über Restriktionen in Anspruch genommen, denn ganz ohne Vorschriften wird es nicht gehen. "Die sensiblen Bereiche sollen abgesperrt und auch ausgeschildert werden. Aber Forderungen wie Tankstellen für Boote und die Verplombung von Fäkalienbehälter können wir nicht durchsetzen", stellt Brandt klar. Teilweise seien die Kommunen nicht zuständig, gleichzeitig fehle aber auch das Personal, um Restriktionen zu kontrollieren.

Constanze Knape hofft indes auf den neuen Pflege- und Entwicklungsplan, der dieser Tage durch das Landesumweltamt in Auftrag gegeben wird. In diesem Zusammenhang soll beispielsweise eine Veränderungsdokumentation entstehen, um die Entwicklung am Werbellinsee anschaulich zu machen. "Wenn es so ungesteuert weiterläuft, dann geht es in Richtung Kollaps", ist sich Knape sicher.



Mittwoch, 17. Dezember 2008 (18:55)