Quelle: http://www.landtag.brandenburg.de/parladoku/w3/drs/ab_6200/6209.pdf
5. Organisations- und Vermarktungsstruktur
Wie in anderen Bundesländern, hat es auch im Land Brandenburg in den letzten
zehn Jahren mehrfach Veränderungen der touristischen Organisationsstruktur gegeben:
- Der LTV erfuhr einen Wandel im Aufgabenzuschnitt.
- Den vier regionalen "Großverbänden" folgten in den letzten Jahren zunächst
acht, nunmehr 13 Organisationen als "Reisegebiete" mit stark unterschiedlicher
Leistungsfähigkeit und Wirkung.
- Die 1998 neu gegründete TMB konnte im Bereich Marketing und Dachmarkenentwicklung
deutliche Impulse setzen.
- Das Thema Landurlaub wird neben Orten, Regionen und TMB von einer eigenen
Organisation "Urlaub und Freizeit auf dem Lande" besetzt.
- Fachverbände in einzelnen Segmenten wie der Brandenburgische Kurorte- und
Heilbäderverband und der Brandenburgische Verband der Campingunternehmer,
aber auch der Hotel- und Gaststättenverband wirken koordinierend für ihre Mitglieder.
- Weitere Institutionen und Gremien wie die Industrie- und Handelskammern, die
Arbeitsgemeinschaft Regionaler Entwicklungszentren des Städtekranzes/ARGEREZ)
und die "Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne" engagieren sich
ebenfalls im Tourismus.
Nach der durch die Gründung der TMB seit 1998 eingetretenen, deutlichen Verbesserung
des touristischen Marketings auf Landesebene sowie einer damit eingeleiteten
Dachmarkenentwicklung für das ReiseLand Brandenburg muss nun die Organisationsstruktur
weitergehend optimiert werden. In den Mittelpunkt dieser notwendigen
Optimierung sind dabei die Reisegebiete hinsichtlich ihrer Mitwirkung an der
Entwicklung und Vermarktung der touristischen Produkte und Angebote zu stellen,
um so die TMB in ihrer Aufgabenerfüllung zu unterstützen. Insbesondere aus der
Kundensicht wird deutlich, dass Reisegebiete für eine erfolgreiche Vermarktung
touristischer Produkte einen hohen überregionalen bzw. nationalen Bekanntheitsgrad
benötigen und vor allem durch eine umfassende Leistungsfähigkeit die touristische
Nachfrage bedienen müssen.
Aus den gutachterlichen Feststellungen geht hervor, dass
- bei Übernachtungsgästen vor Ort vier Reisegebiete einen Bekanntheitsgrad unter
40 % haben und außerhalb des direkt besuchten Reisegebietes nur der
Spreewald und Potsdam auf akzeptable Bekanntheitsgradwerte kommen
- selbst bei Befragungen in den Hauptquellgebieten (Kennen Sie die Region X)
kommen eigentlich nur drei Regionen sowie zwei weitere mit dem bekannten
geographischen Begriff ,Oder" im Namen sowie die Niederlausitz (wohl generell
auf ,Lausitz" zurückzuführen) auf wirklich gute Werte
- in den Reisegebieten Oder-Spree-Seengebiet und Ruppiner Land die Einzelziele
wie Bad Saarow bzw. Rheinsberg deutlich bekannter sind als die Reisegebietsnamen
- für die Kommunikation in Richtung Übernachtungs- und Urlaubsgäste nur der
Spreewald, Potsdam und das Havelland wirklich Sinn machen, kaum jedoch das
Barnimer Land, das Dahme-Seengebiet oder das Elbe-Elster-Land
Es lassen sich folgende Konsequenzen für die Außenkommunikation ableiten:
- Allenfalls im Berliner Markt, der stark von Tagesausflüglern dominiert wird, machen
13 Reisegebiete gerade noch Sinn, wobei selbst hier nur neun Gebiete auf
akzeptable Bekanntheits- bzw. Nachfragewerte kommen.
- In der Außenkommunikation ist es deshalb wesentlich effektiver, außerhalb des
Heimatmarktes - einschließlich Berlin - auf den übergeordneten Begriff "Land
Brandenburg" zu setzen, sowie auf rund sechs bekannte und annähernd profilierte
Reisegebietsnamen. Deshalb sollten sich gerade die unbekannteren Reisegebiete
gemeinsam mit der TMB stärker auf die Themenkommunikation, z.B.
Radwandern, Wassertourismus, aktiver Familienurlaub, Camping usw. sowie auf
einzelne Highligths als Aufhänger (z.B. Rheinsberg, Bad Saarow) und auf Tagesgäste
mit höherer Gebietskenntnis konzentrieren und auf den nur schwer finanzierbaren
Anspruch einer eigenständigen, bundesweiten Vermarktung ihres
Reisegebietes verzichten. Das bedeutet keinen Verzicht auf Tourismus, sondern
stellt eine sinnvolle Koordinierung und Bündelung der regionalen Kräfte mit
Aussicht auf Erfolg für die eigenen Aktivitäten dar.
Außerdem gilt es, aus Kundensicht weitere Anforderungen zu erfüllen:
- Technische Erreichbarkeit bei Informationsbedarf (Erreichbarkeit über verschiedene
technische Medien zu kundenfreundlichen Zeiten)
- Kompetente Beratung und umfassende Serviceangebote (Informationen, Leistungsvermittlung,
Buchung)
- Die Erfüllung dieser Anforderungen setzt gewisse Mindestgrößen in personeller,
finanzieller und technischer Ausstattung voraus, die nicht von allen derzeit bestehenden
13 Reisegebieten in erforderlichem Maße erfüllt werden.
- Auch die Leistungsträger und Unternehmen in den Reisegebieten stellen Anforderungen
an das Binnenmarketing ihrer Reisegebietsorganisationen, insbeson-
dere erwarten sie eine größere Nähe der Reisegebietsorganisation zu ihren Mitgliedern
sowie den touristischen Leistungsträgern in der Region (möglichst
schnelle, kurze und direkte Kontaktaufnahme, physische Erreichbarkeit).
- Qualifizierung und Kompetenz (Beratung und Betreuung der Mitglieder, Vertretung
der Interessen der Mitglieder)
- mehr Identität und ein klar ausgeprägtes Leistungsspektrum vor allem auch
durch einen Zugang zu übergeordneten Vertriebswegen und am Markt wirkungsvollen
(Kooperations-) Maßnahmen.
- Diese Anforderungen lassen sich in den bestehenden Organisationsstrukturen
nicht immer erfüllen.
Als Fazit ist festzuhalten:
- Notwendige Veränderungen, angefangen von verbindlichen Kooperationsvereinbarungen
zwischen den Reisegebieten bis zu Strukturreformen einzelner
Reisegebietsverbände sind zur verbesserten Marktfähigkeit der Brandenburger
Tourismusangebote dringend erforderlich. Ihre Ausgestaltung ist
jedoch Sache der Regionen. Diesbezügliche Aktivitäten der Reisegebietsverbände
werden von der Landesregierung ausdrücklich unterstützt.
- Die TMB benötigt für eine erfolgreiche Arbeit klare Strukturen und Zuständigkeiten.
Dies gilt vor allem hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Reisegebieten und
Leistungsträgern.
- Der LTV muss in seinen Funktionen mit denen der TMB abgeglichen werden und
seine Aufgaben entsprechend neu definieren.
- Für Produktentwicklung und Service sind leistungsfähige Partner sowohl auf der
Ortsebene als auch auf Ebene der Reisegebiete notwendig.
- Die Vermarktung liegt bei der TMB. Sie erfüllt Aufgaben im Landesinteresse und
wird deshalb auch vom Land finanziell maßgeblich unterstützt .