Quelle: http://www.landtag.brandenburg.de/parladoku/w3/drs/ab_6200/6209.pdf
2.4 Handlungsfeld Qualität/Mobilität/Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgaben
2.4.1 Zielstellung
Qualität, Mobilität und Nachhaltigkeit als Querschnittsthemen besitzen höchste Aktualität
in allen Bereichen des Brandenburg-Tourismus und sind daher übergeordnet
zu betrachten. Neben der Mobilität und der Nachhaltigkeit als wesentliche Rahmenbedingungen
für einen erfolgreichen und wachstumsstarken Tourismus in
Brandenburg kommt der Qualitätssicherung eine besondere Bedeutung zu. Bislang
gibt es im Brandenburg-Tourismus viele Einzelinitiativen für einen Qualitätstourismus.
Dennoch haben Produktqualität sowie Dienstleistungs-/ Servicequalität im
Land noch immer nicht den erforderlichen strategischen Stellenwert erlangt. Deshalb
soll eine landesweite Qualitätsoffensive auf allen Ebenen ansetzen und als
Schwerpunktthema der nächsten Jahre in allen Bereichen des brandenburgischen
Tourismus auch kommunale, regionale und landesweit tätige tourismusrelevante
Organisationen umfassen.
2.4.2 Maßnahmen / Aufgaben/Bausteine
Qualität
Für die landesweite Qualitätsoffensive wird es darum gehen, folgende Bausteine
umzusetzen:
Qualitätsoffensive
für Brandenburg
Steuerung: LTV
- Qualitätsmanagement in Tourismusorganisationen
- Kriterien/Standards
für Landurlaub
- Professionalisierung
des Gastgewerbes
- Förderung des
Tourismusbewusstseins
- Ergänzung von
Marktforschungs -
aktivitäten
- Qualifizierungsoffensive im
Tourismus
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Die landesweite Qualitätsoffensive im Tourismus soll durch die Tourismus-Akademie
Brandenburg institutionalisiert werden. Dabei ist die Einsicht und Bereitschaft
aller Beteiligten, die Arbeit mit Qualitätsstandards und Kriterien, sowie die konsequente
Nutzung von Aus- und Weiterbildung als einen entscheidenden Erfolgsfaktor
für mehr Qualität im Brandenburg-Tourismus anzuerkennen, von entscheidender
Bedeutung für das Gelingen. Im einzelnen sollen folgende Handlungsschwerpunkte
benannt werden:
- Entwicklung eines Qualitätsmanagements für Tourismusorganisationen, z. B.
Erarbeitung von Qualitätsstandards für Tourist-Informationen, Durchführung von
Testkäufen (Mystery-Shopping), Entwicklung eines Unternehmensleitbildes
- Aktivitäten zur Professionalisierung des Gastgewerbes, z. B. Qualitäts-Check im
Gastgewerbe anhand harter und weicher Kriterien, Klassifizierung privater Beherbergungsbetriebe
- Förderung des Tourismusbewusstseins durch gezielten Einsatz von Innenmarketing-
Instrumenten, wie z. B. Berechnung und Kommunikation des Wirtschaftsfaktors
Tourismus, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Überzeugungsarbeit in
Schulen, Tourismusfeste/Tage der offenen Tür, Durchführung von Akzeptanzbefragungen
- Einführung von Kriterien/Standards für Landurlaub, die das Produkt Landurlaub
für den Gast transparent machen und ihm damit ein höheres Maß an Produktsicherheit
geben. Das gilt auch für den Kinder-, Jugend- und Naturtourismus
- Ergänzung der bisherigen Marktforschungsaktivitäten, z. B. Ausflüglerbefragungen,
umfassende Kundenzufriedenheitsprüfung, Abstimmung der Gästebefragung
auf Länderebene, Einbeziehung des großen Segments der Besucher bei
Verwandten und Bekannten
Ein weiteres wichtiges Umsetzungsinstrument ist eine Qualifizierungsoffensive. Sie
beinhaltet die Bedarfsermittlung und Koordination der vielen Einzelaktivitäten sowie
die Schaffung neuer, bedarfsgerechter Aus- und Weiterbildungsprogramme. Zielgruppe
der Qualifizierungsoffensive sind in erster Linie Unternehmerinnen und Unternehmer,
Inhaber und Geschäftsführer sowie die Beschäftigten der beteiligten Unternehmen
der Tourismusbranche . Ihnen soll mittels eines gezielten Qualifizierungs-
und Beratungsangebotes Kompetenzsteigerung im Management ihrer Unternehmen
ermöglicht werden, damit Umsatzwachstum und Beschäftigung in diesen
Unternehmen gesichert und gefördert werden können.
Einen wesentlichen Beitrag wird die INNOPUNKT- Kampagne 6 des MASGF zur
beruflichen Bildung mit einem Fördermitteleinsatz von insgesamt 2 Mio. • in den
Jahren 2002 bis 2004 leisten. Die INNOPUNKT- Kampagne 6 erfolgt in Kooperation
mit der Brandenburgischen Tourismusakademie. Tourismus muss führend in der
Dienstleistungsbranche in Brandenburg werden und Vorbildcharakter haben.
Adressaten der Angebote der INNOPUNKT- Kampagne 6 und der Tourismus-Akademie
sind alle Leistungsträger der touristischen Servicekette:
- das Gastgewerbe
- alle Arten von Freizeiteinrichtungen
- Tourismusorganisationen auf lokaler (Touristinformationen als Servicezentralen),
regionaler (Regionalverbände als leistungsfähige Instanzen des Destinationsmanagements)
und landesweiter Ebene
Folgende Charakteristika der Brandenburgischen Tourismusakademie sind darüber
hinaus von Bedeutung:
- Die Akademie ist Koordinationsinstanz, im wesentlichen begleitet durch einen
Beirat, in dem die bildungsrelevanten Einrichtungen des Landes vertreten sind;
Berliner Bildungsinstitutionen aus dem Tourismusbereich sollten hinzugezogen
werden, um Synergieeffekte zwischen Berlin und Brandenburg zu nutzen
- Effektivere Strukturen: Eine Geschäftsstelle koordiniert die Aktivitäten der Akademie
- Wichtige Partner: Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband (OSGV) und IHKs
des Landes
- Dezentrales Konzept: Angebot von Themen mit überregionaler, landesweiter
Bedeutung überwiegend in Potsdam (oder Berlin) (Landesfocus). Bei regionalspezifischen
Themen bzw. geringer Fortbildungs- und/oder Reisebereitschaft der
Teilnehmerzielgruppen, Durchführung der Veranstaltungen vor Ort (Regionalfocus)
- Lernort Internet: Auch das Internet wird als Aus- und Weiterbildungsstätte für den
Brandenburg-Tourismus erschlossen
Mobilität
Handlungsbedarf besteht neben weiterhin erforderlichen infrastrukturellen Verbesserungen
für die Erreichbarkeit aller touristischen Regionen und Orte in Brandenburg
sowie der Optimierung der Schnittstellen in der Verkehrsbedienung vor allem in
der Verbesserung von Information und Kommunikation nach innen und gegenüber
dem Gast. Es muss als selbstverständlich gelten, dass jede Form von Beratung eines
Gastes über die vielfältigen touristischen Angebote zugleich immer eine Mobilitätsberatung
einschließen muss.
Die Initiierung eines Mobilitätspaktes für Brandenburg soll von einer zu bildenden
Arbeitsgruppe "Verkehr" unter Leitung des LTV ausgehen. Der Mobilitätspakt soll im
Einzelnen folgende Bausteine umfassen:
Bausteine des Mobilitätspaktes für Brandenburg
Touristischer
Mobilitätspakt
für Brandenburg
Steuerung: LTV
- Produktentwicklung
- Freizeitverkehre
- Kombi-Tickets
- Bahn & Bike
- Information
- Binnenkommunikation
- Informationsbündelung
(am Ort d. Reiseentscheidung,
im Reisegebiet)
- Marktforschung
- Defizite/ Potenziale
- Mobilitätsverhalten
- Kundenwünsche
- ÖPNV-Förderung
- Verkehrsinfrastruktur
- Schnittstellen
- Tarife/ Ticketerwerb
- Qualifizierung
Mobilitätsberater
- Am Ort d. Reiseentscheidung
- Während der Reise
- Im Reisegebiet
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- Verbesserung der Information und Kommunikation nach innen, d. h. Steuerung
durch den LTV, Arbeitsgruppe "Verkehr" unter Mitwirkung der Orte, Regionen
sowie wichtiger Partner aus dem Verkehrsbereich
- Verbesserung der Information und Kommunikation nach außen, d. h. Bündelung
der Informationssysteme für den Gast, z. B. Hinweise zur Erreichbarkeit in allen
touristischen Broschüren und im Internet dort Verlinkung zu Fahrplänen, Routenplanern
etc., "Brandenburg-Reisebüro" für alle touristischen und Mobilitätsfragen
rund um Brandenburg, Infotafeln im Reisegebiet an Bahnhöfen, Haltestellen,
in Touristinformationen etc..
- Attraktivitätssteigerung des ÖPNV in tourismusrelevanten Regionen mit ausreichender
Nachfrage bzw. Nachfragepotenzial
- Verbesserung der qualitativen Infrastruktur im ÖPNV (Reisegeschwindigkeit,
Pünktlichkeit, Wettbewerbsförderung etc.); Förderung von integrierten Bahnhofsprojekten,
(Information + Verkauf + touristische Dienstleistungen + Fahrradausleihe
etc.) sowie Sicherung bzw. Ausweitung des Fahrradtransportes in Gebiete
mit Radtourismus
- Abstimmung der Verkehrsangebote zwischen den Verkehrsträgern sowie Bündelung
an den Schnittstellen (Straße, Schiene, Radweg, Wanderweg, ZOB etc.);
Vereinfachung der Tarife und des Ticketerwerbs
- Produktentwicklung touristischer Angebote der Bahn, z. B. durch Einrichtung
rentabler Freizeitverkehre, Sonderverkehre bei Großveranstaltungen einschließlich
rechtzeitiger Kommunikation, Angebot attraktiver Kombi-Tickets als echte
Alternativen zum PKW, Schaffung attraktiver Bahn- und Bike-Angebote z. B. mit
dem Ziel Großschutzgebiete
- Qualifizierung der touristischen "Mobilitätsberater" im Rahmen der Tourismusakademie
Brandenburg; das sind alle im direkten Kontakt mit Gästen stehende
Personen, z. B. die Mitarbeiter an den Schaltern der Verkehrsunternehmen, in
den Callcentern z. B. der TMB und des VBB, die Kundenbetreuer im Zug, die
Busfahrer, die Mitarbeiter in den Touristinformationen, an den Rezeptionen, die
Vermieter von Privatzimmern und Ferienwohnungen
- Marktforschung, z. B. Abschätzung der Potenzialentwicklung in den Regionen als
Basis für die Ableitung von Verkehrsangeboten (Straße und Schiene), Erweiterung
der Gästebefragung um Mobilitätsaspekte, Anforderung einer freizeit-/tourismusbezogenen
Verkehrsmengenkarte für den Straßenverkehr sowie Ableitung
des Handlungsbedarfes für Ausbau, Beschilderung etc.
Nachhaltigkeit
Strategie zur weiteren Entwicklung eines nachhaltigen Brandenburg-Tourismus
Bausteine eines nachhaltigen Brandenburg-Tourismus
- Nachhaltige
touristische
Regional-
entwicklung
- Qualitäts -
offensive
- Mobilitäts -
pakt
- Betrieblicher
Umweltschutz
- Nachhaltiger
Tourismus in
Großschutz-
gebieten
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Sowohl die Qualitätsoffensive als auch der Mobilitätspakt enthalten bereits wesentliche
Aspekte einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in Brandenburg. Sie sollen
durch weitere Aktivitäten ergänzt werden:
- Bildung einer Arbeitsgruppe "Nachhaltiger Tourismus" auf Initiative des LTV
- Erarbeitung eines Positionspapiers und Strategiekonzeptes "Nachhaltiger Tourismus"
mit verbindlichem und regelmäßig zu aktualisierendem Aktionsplan sowie
Prioritätenliste, Ziel: Erschließung und Sicherung der entsprechenden
Marktpotenziale im "Nachhaltigen Tourismus" sowie Vernetzung und Kommunikation
der bestehenden Einzelinitiativen
- Erarbeitung von Zielen und Maßnahmen im betrieblichen Umweltschutz im Sinne
einer umweltfreundlichen Betriebsführung - von den Beherbergungsbetrieben bis
zur Touristinformation
- Erarbeitung einer Strategie für eine nachhaltige Regionalentwicklung, d. h. in
Hinblick auf die Erhaltung von Natur und Landschaft, historischer Bausubstanz
sowie ländlicher und sozialer Strukturen
- Entwicklung eines Ökomarketings für die Großschutzgebiete einschließlich Produktentwicklung,
Vertrieb und Kommunikation in enger Zusammenarbeit und
Abstimmung mit der Landesanstalt für Großschutzgebiete, Integration dieser Aktivitäten
in die derzeit laufenden Aktivitäten auf Bundesebene zum touristischen
Marketing für National- und Naturparke (DTV-Projekte)