Aus Faltbootwiki
Allgemeines
Der Werbellinsee ist ein eiszeitlicher Rinnensee in
Nordostbrandenburg (Landkreis Barnim), etwa 40 km nordöstlich von
Berlin. Über den Werbellinkanal ist er mit dem Oder-Havel-Kanal
verbunden. Der See liegt im Biosphärenreservat "Schorfheide - Chorin".
Der Ruhm des Werbellinsees beruht neben den Beschreibungen
Fontanes auf seinem Ruf als Klarwassersee. Die 1996 gemessenen
sommerlichen Sichttiefen von 2,45 m bilden schon eine starke
Verschlechterung zu jenen des Juli 1957, als man noch 7,30 m tief
blicken konnte! Jahrzehntelanger Nährstoffeintrag machte aus dem
oligotrophen ein schwach eutrophes Gewässer. Bis heute hat sich die
Situation nicht gebessert, da der Nährstoffeintrag durch Abwasser zu
DDR-Zeiten durch jenen von Motorbooten und Badetouristen seit 1990
abgelöst wurde. Paddler werden gebeten, sich verantwortungsbewußt zu
verhalten.
Von den vielen Schönheiten der Fauna und Flora rundum sei
nur die Alteiche an der Schleuse Eichhorst erwähnt, die dem Ort den
Namen gab. Der 450-jährige Riese ist etwa 25 m hoch. Seine Lebenskraft
kann man daran ermessen, daß er beim Kanalbau 1765 vier Meter hoch mit
Erde umschüttet wurde. Diese Mißhandlung hat ihn nicht sichtbar
beeinträchtigt.
Der langgestreckte See ist ein beliebtes Segelrevier; es
herrscht reger Motorboot- und auch Dampferverkehr. Für Paddler ist
wichtig, daß sich bei Nordwestwind hohe, steile Wellen bilden. Unter
Land halten! "Die Gefahr wird noch dadurch vergrößert, daß viele
bewaldete Landvorsprünge vorhanden, in deren Buchten sich der Wind
stößt" (KELLER 1929). "Im Uferbereich sei auf die Gefahren der
Steilböen hingewiesen. Sie werden durch die hohen, scharf abfallenden
Berghänge hervorgerufen, die den Werbellin umgeben." (KRETSCHMANN 1962)
Ein Kentern ist dadurch gefährlich, daß die Ufer kaum eine Flachzone
haben, sondern v.a. am Osthang steil in die Tiefe abfallen.
Schwimmweste!
"Bei aufkommendem Wind bilden sich rasch kurze Wellen, so
dass schon bei Windstärke 4 mit Abdeckung gefahren werden sollte.
Aufziehende Gewitter aus Nordwest drehen in der Regel ab, bei
südwestlichem Aufzug ist die Gewitterentladung über dem See sehr
wahrscheinlich. Wegen der besonders im südöstlichen Teil des Sees
bestehenden hohen Uferböschungen ist mit Windverwirbelungen zu rechnen.
Das Wasser des Sees ist kalt und kalte Tiefenquellen im nordwestlichen
Teil des Sees bilden auch Strudel. Bei aller malerischer Anmut, der See
ist gefährlich und sollte mit Respekt befahren werden." (Zitat aus der
Rudererbeschreibung http://www.werow.com/mod.php?mod=guide&menu=17&op=show&postfix=werbellinsee_nordufer&x=16&y=7)
"Um der weiteren Zerstörung der Uferbefestigung und dem
damit verbundenen Uferabbruch durch Stilliegen im ufernahen Bereich
entgegenzuwirken, wird das Stilliegen im ufernahen Bereich, 10 m Meter
von der Uferlinie bzw. Schilfkante, allen Fahrzeugen, Schwimmkörpern
und schwimmenden Anlagen verboten. Ausgenommen hiervon sind, von der
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes genehmigte Steganlagen
und Schiffsanlagestellen. Bei Zuwiderhandlungen wird nach § 7 des
BinSchAufG ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet." (QUELLE: http://www.ilmenau.baw.de/ftp/wsa-ebw/wsa-ebw/anordnungen.html) Längere Strecken des Nordwestufers sind als Laichschongebiet mit Bojen abgesperrt.
Von den Schleusen des Werbellinkanals schleust die in
Eichhorst vom 1.4. bis 30.9. zwischen 7 und 20 Uhr sowie vom 1.10. bis
30.11. zwischen 8 und 16 Uhr zu jeder geraden Stunde (2004; Tel. 03335
/ 219). Die Schleuse Rosenbeck ist halbautomatisch und mit den Zeiten
der Schleuse Eichhorst gekoppelt. "Sie kann direkt vom Anlegesteg aus
mit einem dort angebrachten Hebel in Betrieb gesetzt werden. Eine
LED-Anzeige quittiert dem Anwender die Betriebsanmeldung. Die Einfahrt
in die Kammer wird durch Lichtsignale geregelt. In der Schleusenkammer
wird durch einen weiteren Hebel der automatische Schleusenvorgang
ausgelöst. Eine LED-Anzeige führt den Benutzer durch das
Schleusenprogramm. Falls technische Störungen auftreten, kann Hilfe vom
Wasser- und Schifffahrtsamt über eine installierte Notrufsäule
angefordert werden." (SPORTSCHIFFFAHRTSKARTEN 2, 2003) Notfalls kann
man die Schleuse Rosenbeck am Westufer umtragen. - Bei Wassermangel
finden weniger Schleusungen am Tag statt. Zwischen 1.12. und 31.3. wird
nicht geschleust.
Der Werbellinkanal ist Angelgewässer des DAV und wird
mitunter auch für Wettkämpfe genutzt. Paddler sollten Rücksicht auf die
Angler nehmen.
Der Oder-Havel-Kanal dient der Berufsschifffahrt,
die auch Schubverbände bildet. Wegen der geringen Kanalbreite herrscht
Einbahnverkehr im Takt des Schiffshebewerks; alle fünf Stunden erreicht
ein Konvoi aus Richtung Berlin das Hebewerk, anschließend fährt der
nächste aus der Gegenrichtung los. Die Kapitäne warten um Oderberg und
in der 1998 errichteten Kanalweiche Eberswalde auf den Start. Paddler
müssen bei Begegnungen weit rechts fahren und auf Bugwellen und den
Schiffssog achten. Wer anlandet, muß sein Boot aus dem Wasser heben, um
es vor Wellen zu sichern; die geschotterten Ufer machen das Anlegen
allerdings schwierig.
Wer will, kann an der Kanalkreuzung in Zerpenschleuse aussetzen (Bahnhof unmittelbar am Ufer) oder auf dem Langen Trödel bis Liebenwalde paddeln. Oder man fährt den reizvollen Finowkanal nach Eberswalde weiter.
Den Freunden des Aufbaubieres zur Beachtung:
Die zulässige Blutalkoholkonzentration auf dem Wasser beträgt
genauso wie an Land 0,5 mg/g (BinSchStrO §1.02 Abs. 7, §1.03 Abs.4)
Gernot / Palmström
Einsetzstellen
Joachimsthal (Werbellinsee)
Vom Kaiserbahnhof zur Hauptstraße (hier auch Bushaltestelle) und
geradeaus weiter in die Landstraße, die um den See führt. Nach ca. 500
m biegt im spitzen Winkel eine Straße nach links ab; diese nehmen und
kurz darauf rechts runter zu einer großen Liegewiese und dort am Strand
einsetzen (insg. ca. 800 m).
Der Bahnhof Joachimsthal wird 2008 noch im Zweistundenrhythmus
von Eberswalde aus angefahren (Linie 209.60 bzw. OE60). Außerdem fahren
Busse nach Templin (Linie 515), Angermünde (Linie 920) und Eberswalde
(Linie 921), siehe die Fahrplanauskunft http://www.vbb-fahrinfo.de/hafas/help.exe/dn?tpl=home.
Für Einsatzstellen in der weiteren Umgebung sei auf die Artikel Havel, Einsetzstellen und Oder verwiesen.
Streckenbeschreibungen
Forumsdiskussionen
... derzeit keine zum Werbellinsee, aber zu seiner Umgebung:
Weblinks
Schleusenzeiten des Oder-Havel-Kanalsystems
Hinweise zur Kennzeichnungspflicht der Boote
Der Werbellinsee ist mitsamt dem Werbellinkanal, dem
Oder-Havel-Kanal und dem Finowkanal (!) Teil der Bundeswasserstraße
"Havel-Oder". Deshalb gelten, wenn die Wasserschutzpolizei einen
schlechten Tag hat, alle erdenklichen Vorschriften der
Binnenschiffahrtsstraßen-Ordnung. Dazu zählt auch die Kennzeichnung von
Paddelbooten, die mit 10 cm großen Buchstaben zu erfolgen hat.
Namenlose Boote sollen den Namen oder Abkürzung der zugehörigen
Organisation tragen, dazu kommen auf Außen- oder Innenseite Namen und
Anschrift des Eigentümers. Näheres dazu im Artikel Kennzeichnungspflicht.
Literatur und Links zur Kennzeichnungspflicht
- Informationen über Bundeswasserstraßen und Hinweise für die
Sportschiffahrt. Herausgegeben von der Wasser- und Schiffahrtsdirektion
Ost in Magdeburg, Mail: poststelle@wsd-o.wsv.de , November 2005
Hinweise zum "Motorbootfahren ohne Führerschein"
Seit 2000 dürfen auf bestimmten Strecken Brandenburgs ohne
Motorbootführerschein, d.h. lediglich nach Einweisung durch den
Verleiher, Hausboote gechartert werden. Im Umfeld des Werbellinsees
betrifft das folgende Wasserstraßen:
- der gesamte Werbellinsee mit dem Werbellinkanal
- der Oder-Havel-Kanal
- der Finowkanal
- die Havel von der Schleuse Liebenwalde bis nach Mecklenburg hinauf einschl. Wentowsee, Templiner und Lychener Seen
Obwohl bisher keine Unfälle durch unerfahrene Bootsführer bekannt
wurden, sollte man die Nähe von Charterbooten meiden. Besondere
Vorsicht ist an Schleusen geboten.
Wasserschutzpolizei, Wasser- und Schifffahrtsamt
Karten und Literatur
- Pharus-Gewässerkarte Nr. 3: "Obere Havelgewässer von Spandau bis Mecklenburg", Maßstab 1:75.000, Pharus-Verlag Berlin 2006, ISBN 3-86514-028-9
- Pharus-Gewässerkarte Nr. 4: "Von der Warthe bis zur Havel", 1. Auflage 2007, Maßstab: 1 : 100.000, ISBN 978-3-86514-029-6
- Pharus-Gewässerkarte Nr. 5: "Von Eberswalde bis Stettin;
Nationalpark Unteres Odertal", Maßstab: 1 : 100.000, 2. Auflage
2005, ISBN: 978-3-86514-030-2
- Wassersport-Wanderkarte WW6 "Deutschland Nordost", Maßstab 1:450.000, Jübermann Kartographie und Verlag Uelzen, 6. Aufl. 2004, ISBN 978-3-929540-16-1
- TourenAtlas Wasserwandern TA5 "Berlin-Brandenburg", Maßstab
1:75.000, mit Spreewald im Maßstab 1:25.000, Jübermann Kartographie und
Verlag Uelzen, 3. Aufl. 2005, ISBN 978-3-929540-58-1
- Wasserwanderatlas "Märkische Gewässer", Kompass-Karten GmbH Rum/Innsbruck 2005, ISBN 3-85491-609-4
- DKV-Gewässerführer für Ostdeutschland. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 3. Auflage 2003, ISBN 3-924580-91-X
- Deutsches Flußwanderbuch, DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 25. Auflage 2004, ISBN 3-924580-95-2, Autor: Günter Eck
- Das Schiffshebewerk Niederfinow. Hrsg. vom Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde 2002 (Der kleine Führer durch das Werk mit Aufnahmen eines Berufsfotografen.)
- Gränitz, Frauke, und Grundmann, Luise (Hrsg.): Um Eberswalde,
Chorin und den Werbellinsee. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im
Raum Eberswalde, Hohenfinow und Joachimsthal (=Werte der Deutschen
Heimat Band 69). Böhlau Verlag Köln-Weimar-Wien 2002, ISBN 978-3-412-02401-7 (Für die, die den Dingen auf den Grund gehen wollen.)
- Kaiser, Günter: Wasserwege und Bauwerke zwischen Havel und
Oder. Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen
Eiszeitstraße e.V. Eberswalde 2006, ISSN 0340-3718 (Kultur- und technische Geschichte der Kanäle im Finowtal mit Allerweltsfotos.)
Quellen
- Gränitz, Frauke, und Grundmann, Luise (Hrsg.): Um Eberswalde,
Chorin und den Werbellinsee. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im
Raum Eberswalde, Hohenfinow und Joachimsthal (=Werte der Deutschen
Heimat Band 69). Böhlau Verlag Köln-Weimar-Wien 2002, ISBN 978-3-412-02401-7, S. 91 ff. (zur Naturkunde des Sees)
- Keller, Friedrich Eduard: Hip Hip Hurra! Straubes Führer für
Wasser-Wanderer I. Teil: Brandenburg und Oder. Geographisches Institut
und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929 (zu Wind und Wellen)
- Kretschmann, Kurt: Werbellinsee. Wanderheft. Bibliographisches Institut Leipzig 1962 (zur Böenneigung und den Sichttiefen 1957)
- Rudolph, Horst E.: Angelführer DDR. Sportverlag Berlin (Ost) 1982
- Sportschifffahrtskarten Binnen 2: Berlin und Mecklenburger Gewässer. Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft Arnis 2003, ISBN 3-926376-11-2