Sicherungskopie: http://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article488695/Winterliche_Wilderei_im_Revier_von_Wilhelm_II_.html
Mittwoch, 24. Dezember 2003 04:00 - Von Klaus
Broszinsky
Joachimsthal - Für den richtigen
Weihnachtsspaziergang muss ein großer Wald her, einer mit Tieren. Das Gute, das
so nah liegt, wäre die Schorfheide. Allerdings sollten Wanderer gut zu Fuß sein
und sich mit Karte und Kompass auskennen; denn die übliche Wanderkarte
(Kompassverlag) "Schorfheide, Werbellinsee, Barnim" verlangt Grundkenntnisse mit
Nord und Süd.
Ausgangspunkt ist Joachimsthal, ein Ort mit
"Kaiserbahnhof". Denn schon Wilhelm Zwo wusste, wo gutes Wildbret zu finden ist.
Herrmann Göring, einer der Mächtigen in der Naziära, ließ in der Schorfheide
sein "Karinhall" errichten. Es folgten vier Jahrzehnte ähnlicher
Schorfheide-Politik: Honecker war ebenfalls Jagdherr.
Auch heute wird in der Schorfheide um den Werbellinsee
gejagt, das Gebiet ist Bestandteil des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin.
Allerdings: Bei Jagden ist weder ein Warnschild noch ein anderer Hinweis auf die
Gefahr zu finden. Es knallt eben - auch an den Wanderwegen. Es empfiehlt sich
grelle Bekleidung plus Berliner Großschnauze. Wer möchte schon mit einem
Wildschwein verwechselt werden?
Im Internet wird für das Biosphärenreservat ein
"Schorfheiderundweg" empfohlen: 72 Kilometer. Auch Gasthäuser werden genannt: Es
gibt sie nicht mehr.
Die Alternative: eine ausprobierte Route, etwa 13 Kilometer
lang. Sie beginnt am Parkplatz Michen am Werbellinsee auf der gegenüberliegenden
Straßenseite (weiß/grün: Hubertusstock). Etwa nach sechs bis sieben Kilometern
laden Restaurant von Hövel (Hubertusstock) oder etwas weiter das Gasthaus am
Spring (beide gibt es!) zur Einkehr. Der Hinweg kann mit der kürzeren Route nach
Hubertusstock oder Spring (Wegmarkierung weiß/grün) oder mit der längeren
gewählt werden. Am Trafohaus wird entschieden: geradeaus oder rechts?
Wer den rechten Weg wählt, sollte einen Kompass parat
haben. Ab Försterei Kienhorst (dort links) wird es schwieriger - dafür
urwüchsig: gespenstisch vertrocknete Baumriesen, dichter Wald, die Wege oft
überwuchert. Tiere - vom Schaufler über Reh, Wildschwein bis Mufflon machen den
Wald komplett. An eingezäunten Baumpflanzungen vorbei kann man sich immer in
Richtung Süd an den Gabelungen orientieren. Dann kommt man nach anderthalb
Stunden auf den "bequemen" Weg und findet die Schilder "Gedenksteinweg" und
"Hubertusstock". Der Gedenksteinweg führt zum Werbellinsee-Campingplatz "Am
Spring" und ein Stück weiter nördlich die Straße hinauf zum Gasthaus am Spring -
als Wegepunkt (keine Ausschilderung). Zurück dann ein Stück den gleichen Weg wie
hin und weiter auf dem breiteren, der, teilweise durchaus holprig, zum Parkplatz
führt. Wer Unterkunft in der Umgebung gefunden hat, kann am nächsten Tag den
"Wildpark Schorfheide" bei Groß Schönebeck besuchen oder sich Kloster Chorin
ansehen.